zum Menü Startseite

Die Europäischen Forstlichen Nordischen Skiwettkämpfe – ein Überblick

Entstehung in Todtnau

Die Europäischen Forstlichen Nordischen Skiwettkämpfe (EFNS) sind aus den Forstlichen Nordischen Skiwettkämpfen in der Bundesrepublik Deutschland (FNS) hervorgegangen. Die FNS beziehungsweise EFNS werden seit 1969 jährlich in einem deutschen Bundesland oder in einem anderen europäischen Land durchgeführt. Die ersten FNS fand am 26. Februar 1969 auf Initiative des heutigen Ehrenmitglieds W. HOCKENJOS in Todtnau (Schwarzwald, D) statt. Dass sich der „Forstbiathlon“ für die Durchführung einer traditionsreichen Grossveranstaltung mit Bezug zu den Wald- und Holzberufen von allen Sportarten am besten eignet, wurde durch den Initianten mit folgenden Argumenten begründet:

  • Simulation des jagdlichen Anschlags beim Schiessen und der winterlichen Reviergänge
  • Schärfung der Beobachtungsgabe für wechselnde Schnee- und Wetterbedingungen über das Skiwachsen
  • Steigerung der beruflichen Leistungsfähigkeit durch Ausdauer-, Kraft- und Koordinationstraining, wobei beim Langlaufen die Muskulatur umfassend gestärkt wird (Muskeln von Armen, Schultergürtel, Nacken, Rücken, Bauch, Becken und Beinen).

Die FNS beziehungsweise EFNS fanden sofort grossen Zuspruch. Schon bei der ersten Durchführung trafen sich 525 Langläufer aus 5 Nationen. Von 1969 bis 2017 schwankten die Teilnehmerzahlen bei zunehmender Tendenz relativ stark. Es nahmen jährlich zwischen knapp 200 und knapp 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teil, inkl. zirka 10 % Begleitpersonen. Diese stammten aus insgesamt 26 Nationen.

Internationale Ausrichtung

Der 1985 gegründete Verein hatte von Anfang an eine internationale Ausrichtung. Unter den 21 Gründungsmitgliedern befanden sich ausser 17 Deutschen bereits 4 Nicht-Deutsche. Der Vorstand ist heute aus vier Deutschen sowie je einem Belgier, Schweden und Schweizer zusammengesetzt. Seit 2012 amtet mit GUNNAR OLOFSSON aus Östersund (Schweden) der erste nicht-badenwürttembergische Präsident des Vereins.

Durchführungsorte

Die bis 2018 durchgeführten 50 EFNS-Anlässe fanden in insgesamt 39 Destinationen des nordischen Skisports statt. Deutlich mehr als die Hälfte der dauernd oder gelegentlich teilnehmenden Nationen, nämlich 17 von 26, haben die EFNS schon mindestens einmal durchgeführt: Deutschland (20 Mal), Österreich (6 Mal), Italien (4 Mal), Schweiz (3 Mal), Finnland (2 Mal), Frankreich (2 Mal, wovon 1 Mal zusammen mit Belgien), Norwegen (2 Mal), Schweden (2 Mal), Bosnien und Herzegowina (1 Mal), Estland (1 Mal), Kroatien (1 Mal), Lettland (1 Mal), Slowakei (1 Mal), Slowenien (1 Mal), Tschechien (1 Mal), Ungarn (1 Mal) und Weissrussland (1 Mal).

Veranstaltungsprogramm

Eine EFNS-Woche beinhaltet gegenwärtig insbesondere folgende Programmpunkte:

  • Stimmungsvolle Eröffnungs- und Schlussfeier sowie Fest der Nationen nach dem Staffelrennen, an welchem sich die meisten Mannschaften mit Spezialitäten und Informationen präsentieren
  • Sportlich hochstehende Wettkämpfe für Breiten- und Spitzensportler (Einzelrennen in klassischer und freier Technik inkl. Schiessen von 5 Schüssen stehend angestrichen für über 18-Jährige; Staffelrennen ohne Schiessen; Streckenlängen jeweils ca. 10 km für Herren und ca. 5 km für Damen).
  • Interessante Exkursionen fachlicher, kultureller oder touristischer Natur sowie Fachvorträge.

Die Wettkämpfe in der freien Technik wurden dem Zeitgeist folgend an den EFNS 2004 in Pralognan (F) eingeführt. Vorher gab es nur den Lauf in klassischer Technik und den Staffellauf.

Zuständigkeiten

Zuständig für Organisation und Durchführung von EFNS ist jeweils das örtliche Organisationskomitee (OK). Koordination und Vergabe der Anlässe erfolgte seit 1970 durch das am 30.11.1969 gegründeten Komitee für «Forstliche Nordische Skiwettkämpfe in der Bundesrepublik Deutschland» mit Sitz in Todtnau (D) und seit 1985 durch den am 25.01.1985 gegründeten eingetragenen Verein «Internationales Komitee für Europäische Forstliche Nordische Skiwettkämpfe e.V.» (Verein EFNS) mit Sitz in Freiburg im Breisgau (D).

Der Verein

Der 1985 gegründete Verein EFNS bezweckt die Förderung des forstlichen nordischen Skisportes auf nationaler und internationaler Ebene. Dazu gehören insbesondere die Förderung und Organisation von sportlichen Veranstaltungen und die Errichtung von Sportanlagen. Damit will der Verein einen Beitrag leisten zur Förderung

  • der Leistungsfähigkeit und Weiterbildung der Teilnehmenden
  • der umweltgerechten Entwicklung des nordischen Skisports in den Wäldern Europas
  • der Völkerverständigung über ideologische Grenzen hinweg.

Bei der Durchführung eines umweltgerechten nordischen Skisportgrossanlasses will der Verein eine Vorbildfunktion ausüben. Hierzu werden an den Veranstalter folgende Anforderungen gestellt:

- Schneesicherheit soll vorrangig mit Naturschnee sichergestellt werden.
  • Für An- und Rückreise sowie Verschiebungen während der EFNS-Woche sollen soweit als möglich die öffentlichen Verkehrsmittel benützt werden.
  • Präsente und Unterlagen für Teilnehmende sollen in umweltfreundlichen Taschen abgegeben werden.
  • Es sollen Unterkünfte angeboten werden, die möglichst nahe beim Wettkampfort liegen.
  • Die Wettkämpfe sollen auf natur- und landschaftsverträglich angelegten Loipen durchgeführt werden.

Das Vereinsleben ist in der Satzung (Statuten), der Wahlordnung, der Geschäftsordnung und der Sport- und Wettkampfordnung geregelt. Der Vorstand umfasst mindestens 7 Miglieder (Präsident, Vizepräsident, Geschäftsführer, Schatzmeister, technischer Delegierter, Kommunikationsbeauftragter, PR-/Sponsoring-Beauftragter und regionale Beisitzer nach Bedarf). Mitglieder des Vereins sind Einzelmitglieder (Gründungs-, Ehren- und Vorstandsmitglieder) sowie Kollektivmitglieder (Vereinigungen, die Nationen oder deren Regionen vertreten). Mitglieder des Vereins können natürliche Personen (Vorstands-, Gründungs- und Ehrenmitglieder) oder juristische Personen (Mannschaften mit eigener Führung) sein. Ende 2017 sind bei den EFNS insgesamt 37 Mannschaften aus 23 Nationen als Mitglieder registriert. Teilnahmeberechtigt an den Wettkämpfen sind Waldbesitzer/innen, in der Wald- und Holzwirtschaft tätige oder tätig gewesene Personen, in Ausbildung stehende oder ausgebildete wald- und holzwirtschaftliche Berufsleute sowie Familienmitglieder dieser Personengruppen.

Die Anforderungen an Organisation und Durchführung von EFNS sind in einer Checkliste für Veranstalter und Vorstand festgehalten. Die EFNS werden jeweils 3 Jahre vor dem Durchführungsjahr durch die Mitgliederversammlung vergeben, wobei die Anträge auf Vergebung jeweils bis Ende Juli im 4. Jahr vor dem Durchführungsjahr beim Vereinspräsidenten eingereicht werden müssen. Antragsberechtigt sind nur Mitglieder des Vereins. Dem Antrag muss eine Bewerbererklärung beigefügt sein.

Der Verein hatte bisher folgende Präsidenten:
  • Ehrenpräsident Erwin Lauterwasser, Deutschland (1969 bis 2000)
  • Rudi Kynast, Deutschland (2000 bis 2012)
  • Gunnar Olofsson, Schweden (seit 2012).

Zukunft

Der Verein sieht sich ständig vor neue Herausforderungen gestellt. Ein Dauerproblem ist die Finanzierung, die im Moment insbesondere Dank Hauptsponsor STIHL bis 2018 gesichert ist. Weiter zu schaffen machen dem Verein die weiter zunehmende Klimaerwärmung sowie die ungenügende Verjüngung des Teilnehmerfeldes. Zur Förderung des Nachwuchses dürften neben der Befreiung von den Teilnahmegebühren für die unter 26-Jährigen in Zukunft weitere Massnahmen nötig sein. Um nicht mehr auf Biathlonstadien mit technischer Beschneiung und Schiessanlagen angewiesen zu sein und aus weiteren Gründen (Sicherheit, Transport und Unterhalt), erwägt der Verein zudem, bis 2020 den Schiessbetrieb von Kleinkaliber-Gewehren auf Laser-Gewehre umzustellen.
 
Quellen:
- HOCKENJOS, W. (1966): Waldarbeit und Sport. Wechselbeziehungen und ihre Anwendbarkeit auf die Waldarbeit, aufgezeigt an skandinavischen Beispielen und übertragen auf süddeutsche Mittelgebirgsverhältnisse. AFZ Nr. 40/1966.
- HOCKENJOS, W. (2012): Wie es einstmals dazu kam. EFNS – Skifest für Europas Forstleute. AFZ Nr. 7/2012.